Jacob und Wilhelm Grimm

Zwei Leben für die deutsche Sprache

Jacob (1785 – 1863) und Wilhelm (1786 – 1859) Grimm kommt die Ehre zu, als erste in der Kategorie „Helden der deutschen Sprache“ aufgeführt zu werden. Hierbei schwingt auch kein noch so unmerklicher Unterton sarkastischer oder ironischer Art mit, wie bei einigen der folgenden „Helden“, denen die Gänsefüßchen gebühren. Ganz im Gegenteil: Hochachtungsvoll und voller Ehrfurcht muss das Leben und Schaffen, das ganz der deutschen Sprache gewidmet war, betrachtet werden.Ihr Werk ist unglaublich vielfältig und umfangreich und geht über die zweibändige Sammlung der „Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm“ (1812-1815), die sie berühmt gemacht hat, weit hinaus.  

 

Die 10 großen Heldentaten der Brüder Grimm:

  1. Die Brüder Grimm gelten als Begründer von gleich drei Wissenschaftsrichtungen: den germanischen Altertumswissenschaften, der germanischen Sprachwissenschaft und der deutschen Philologie.
  2. Sie lieferten die ersten soliden Bestandsaufnahmen älterer deutscher Literatur.
  3. Jacob erarbeitete vier Bände seiner „Deutschen Grammatik“. Dabei handelte es sich nicht um eine schematische Beschreibung des Aufbaus der zeitgenössischen Sprache. Vielmehr wollte er „ein historisches Leben mit allem Fluss freudiger Enwicklung in sie zaubern“. Er bezieht sich in seinen Schriften auf sämtliche germanische Sprachen, ihre Zusammenhänge und ihre geschichtliche Entwicklung.
  4. 1822 formulierte Jacob ein erstes Lautgesetz für die germanischen Sprachen, das bis heute als „Erste Lautverschiebung“ bezeichnet wird (im Englischen „Grimm’s Law“). Damit legte er zudem das Fundament für die moderne Etymologie, die sich der Forschung zum sprachübergreifenden Bedeutungswandel widmet).
  5. „Reinhart (Reineke) Fuchs“ wurde 1834 nach 23 Jahren Arbeit (Jacob hatte 1811 damit begonnen, dürfte seine Energien aber hauptsächlich anderen Werken gewidmet haben) veröffentlicht.
  6. In seinem zweibändigen Werk „Deutsche Mythologie“ untersuchte Jacob vorchristliche Glaubensvorstellungen und Aberglauben und stellte sie der klassischen Mythologie und den christlichen Legenden gegenüber.
  7. Wilhelms Bestrebungen widmeten sich der Poesie des Mittelalters, den deutschen Heldensagen sowie der Runenforschung.
  8. Jacobs Forschungen zur Namenskunde umfassten Arbeiten zu hessischen Ortsnamen, germanischen Göttinnen und zur Bildung von Eigennamen. Dabei wies er vor allem darauf hin, dass in Eigennamen frühe Wortformen bewahrt geblieben sein können, die aus der Umgangssprache verschwunden sind.
  9. Jacob und Wilhelm arbeiteten an der Formulierung der Menschenrechte in Deutschland mit.
  10. Das monumentalste und bei weitem ehrgeizigste Projekt der Brüder stellte aber das "Deutsche Wörterbuch" (auch „Der Grimm“ genannt) dar, in das sie unglaublich viel Zeit steckten. Trotzdem arbeiteten sie selbst nur bis zum Buchstaben D (Wilhelm) bzw. F (Jacob starb während der Arbeiten zum Eintrag „Frucht“). 

Kommentare (3) -

  • Das Wörterbuch kennt man vielleicht ja noch von ihnen, aber daß die so viele unterschiedliche projekte laufen hatten, wußte ich nicht. Sehr interessant!
  • ... dnd dass Jakob und Wilhelm Grimm die Kleinschreibung - wie sie übrigens in ganz Europa, auf Grund der lateinischen Schrift und der Drucktype Antiqua noch heute gilt, favorisierten und begründeten...:


    Also - klein geschrieben:
    Über die rechtschreibung (1854)

    (…) Ich wollte auch den wust und unflat unsrer schimpflichen die gliedmaszen der sprache ungefüg verhüllenden und entstellenden schreibweise ausfegen, ja dasz ich dafür den rechten augenblick gekommen wähnte, war einer der hauptgründe mich zur übernahme des wörterbuchs zu bestimmen, dessen ganze ordnung fast an jeder stelle durch das beibehalten der unter uns hergebrachten orthographie sichtbar gestört und getrübt werden muste. es ist nichts kleines, sondern etwas groszes und in vielen dingen nützes seine sprache richtig zu schreiben. das deutsche volk hängt aber so zäh und unberaten an dem verhärteten schlimmen misbrauch, dasz es eher lebendige und wirksame rechte, als von seinen untaugenden buchstaben das geringste fahren liesze, unmittelbar mit dem ersten eindruck, den ein neu auftretendes wörterbuch hervor zu bringen im stande wäre, mit dem einflusz, den es allmälich üben könnte, schien es am schicklichsten zugleich die längst reife neuerung, vielmehr zurückführung der schreibregel auf ihre alte einfachheit zu verbinden; in der bewegung der zeit selbst hätte diese abkehr und wendung von dem bloszen schlendrian der letzten, nicht der früheren jahrhunderte minderes aufsehen erregt und sich unvermerkt den beifall oder die gewöhnung der menge gewonnen. Als aber sonst überall in die jüngst verlassenen gleise zurück geschoben wurde, leuchtete ein dasz es nun unmöglich gewesen wäre hier in die ältesten wieder einzulenken; was geschehen konnte, war eine nur theilweise zu versuchende abhülfe und linderung des hervorstechendsten übels. welche wahl im einzelnen zu treffen sei, welche mittel einzuschlagen ratsam, darüber muste nothwendig die ansicht hin und her schwanken und diese unschlüssigkeit ist es eben, die in den letzten jahren längeren aufschub des wörterbuchs verursachte: rechtfertigung aber der unabweisbar gebliebnen, jedermann ins auge fallenden abweichungen von dem seitherigen schreibgebrauch wird nachher folgen. (..)
    *

    Nach unseren schriftsprachlichen Regeln:
    Aus der Einleitung des unerschöpflichen Wortschatzes deutscher Sprache; es folgen dort dann die Regeln und die Begründungen der Entscheidungen...:
    Aus: Jakob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Bd. 1. Leipzig: Hirzel 1854. S. VIII f.

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