Verben mit unentschlossenen Partnern

Sie trennt sich, sie trennt sich nicht 

Eines der spitzfindigsten Themen der deutschen Grammatik ist jene Gruppe von Verben, die  trennbar und zugleich untrennbar sind. „Umfahren“ ist ein solches Verb und gleich wie die anderen Verben dieser Gruppe verfügt es je nach (Un-)Trennbarkeit über verschiedene Bedeutungen: Wird es untrennbar gebraucht („ich umfahre etwas“) bedeutet es, dass man um etwas außen herumfährt. In der trennbaren Variante („ich fahre etwas um“) bringt man mit seinem Fahrzeug etwas zu Fall. Das ist sprachlich ein kleiner, inhaltlich jedoch ein immenser Unterschied, vor allem wenn man das für die Beispielphrasen gebrauchte „etwas“ durch konkretere Objekte ersetzt. Ein weiteres Beispiel ist „durchschauen“. Die trennbare Variante („Er schaut durch den Spalt.“) wird im konkreten Sinn gebraucht, die untrennbare („Er durchschaut seinen Kollegen.“) im übertragenen Sinn.  

Allgemein gibt es sechs Vorsilben, die sich in Verbindung mit Verben unentschlossen zeigen: durch-, über-, um-, unter-, wider- und wieder-. Bei den trennbaren Formen liegt die Betonung auf der Vorsilbe und die ursprüngliche Bedeutung der Präposition (= Vorsilbe) bleibt weitgehend erhalten (‘untertauchen, ‘umwerfen). Die untrennbaren Varianten verlangen eine Betonung des Verbstamms und werden meist im übertragenen Sinn verwendet (z.B. unter’brechen, unter’suchen).

 

Kommentare (3) -

  • Deutsche Sprache, schwere Sprache, schöne Sprache!

    1}um|ge|hen <unr. V.; ist>:

    1. a) im Umlauf sein, sich von einem zum andern ausbreiten: ein Gerücht, die Angst geht um; im Kindergarten gehen die Masern um;

    b) als Gespenst umherschleichen, spuken: der alte Graf beginnt wieder umzugehen; in dem alten Schloss geht ein Gespenst um.

    2. sich in Gedanken (mit etw.) beschäftigen: mit einem Plan, einem Gedanken u.

    3. a) in bestimmter Weise behandeln: gut, vorsichtig, behutsam, hart, grob mit jmdm., etw. u.; verantwortungsvoll, sparsam, verschwenderisch mit den natürlichen Ressourcen u.; sie geht sehr nachlässig mit ihren Sachen um; mit Geld nicht u. können (nicht Haus halten können); mit einem Werkzeug, einem Gerät u. können (es zu benutzen, zu handhaben wissen); freundlich miteinander u.;

    b) (veraltend) mit jmdm. Umgang (1 a) haben, verkehren: niemand mochte mit ihm u.; sie gehen schon lange miteinander um;

    Spr sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist;

    c) (mit etw., was einem zu schaffen macht) [in einer bestimmten Weise] zurechtkommen, fertig werden.

    4. (landsch. ugs.) einen Umweg machen.

    2}um|ge|hen <unr. V.; hat> [mhd. umbegan, umbegen, ahd. umbigan]:

    a) um etw. im Bogen herumgehen, -fahren od. verlaufen: ein Hindernis u.; die Straße umgeht die Stadt in weitem Bogen;

    b) (etw. Unangenehmes) vermeiden: die Anleger gehen ins Ausland, um die Kapitalertragssteuer zu u.; sie hat den kritischen Punkt geschickt umgangen; das lässt sich nicht u.;

    c) bei etw. so vorgehen, dass damit vermieden wird, etw. zu beachten, dem sonst entsprochen werden müsste: Gesetze, Vorschriften u.

    © Duden - Deutsches Universalwörterbuch, 6. Aufl. Mannheim 2006 [CD-ROM].


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  • Nur um unnötige Verwirrungen zu reduzieren: Es sollte natürlich heißen:

    Die UNtrennbaren Varianten verlangen eine Betonung des Verbstamms und werden meist im übertragenen Sinn verwendet (z.B. unter’brechen, unter’suchen).
  • Das meines Erachtens schönste Gedicht zu diesem Thema stammt vom genialen Robert Gernhardt:
    "Ein Männlein steht im Walde
    ganz still und stumm.
    Wenn ich es nicht umfahre,
    fahr ich es um."

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