Eine Größe für sich
Das Deutsche ist zusammen mit dem Luxemburgischen die einzige Sprache, in der Substantive und nominal gebrauchte Wortarten generell groß geschrieben werden.
Geschichte der Großschreibung
Ursprünglich dienten die Großbuchstaben als Mittel, um die äußere Form, das Aussehen des geschriebenen Textes zu gestalten (z.B. Überschriften, Initialen). Seit dem 13. Jahrhundert wurden mit ihrer Hilfe Eigennamen und Amtsbezeichnungen hervorgehoben (König, Kaiser …). Im Barock schließlich brach eine regelrechte Flut von Großbuchstaben los, um Wörter besonders zu betonen. Es gibt beispielsweise kaum einen Druck aus dieser Zeit, in dem das Wort „Gott“ nicht in Großbuchstaben geschrieben ist. Im Laufe der Zeit bildeten sich die heute gebräuchlichen Regeln heraus, an denen die Aufklärung mit ihrer Auffassung, dass das Substantiv das „Hauptwort“ sei und so große Aufmerksamkeit verdiene, nicht unwesentlich beteiligt war.
Diskussion um die Großschreibung
In der Frage, ob die generelle Großschreibung Hilfe oder eine Erschwernis darstellt, scheiden sich die Gemüter. Die einen hätten sie liebend gern im Zuge der Rechtschreibreform von 1996 zu Grabe getragen und empfinden sie als zusätzlichen Ballast im Dschungel der Orthographie, da die Regeln zur Groß- und Kleinschreibung vielfältig und oft auch für Muttersprachler undurchsichtig sind. Die anderen argumentieren mit Untersuchungen, in denen gezeigt werden konnte, dass ein Text mit groß geschriebenen Substantiven schneller lesbar ist und sich für das Querlesen besser eignet. Das Auge kann sich an den markanten Stellen im Text, den Großbuchstaben, festhalten, wodurch das Lesen erleichtert wird.