Wir trennen, also sind wir!
Womit kann man jedem Deutschlerner ein gequältes Stöhnen entlocken? Richtig! Mit den trennbaren Verben! Wie zu jeder Besonderheit der deutschen Sprache äußerte sich Mark Twain in seinem Aufsatz „Die schreckliche deutsche Sprache“ auch zu diesem sprachlichen Phänomen: „Die deutsche Grammatik ist übersät von trennbaren Verben wie von den Blasen eines Ausschlags; und je weiter die zwei Teile auseinandergezogen sind, desto zufriedener ist der Urheber des Verbrechens mit seinem Werk.“
Zur Untermauerung bringt er folgendes Zitat: „Da die Koffer nun bereit waren, REISTE er, nachdem er seine Mutter und Schwester geküsst und noch einmal sein angebetetes Gretchen an den Busen gedrückt hatte, die, in schlichten weißen Musselin gekleidet, mit einer einzigen Teerose in den weiten Wellen ihres üppigen braunen Haares, kraftlos die Stufen herab gewankt war, noch bleich von der Angst und Aufregung des vergangenen Abends, aber voller Sehnsucht, ihren armen, schmerzenden Kopf noch einmal an die Brust dessen zu legen, den sie inniger liebte als ihr Leben, AB.“
Im Dschungel der Vorsilben
Es gibt genaue Regeln darüber, welche Vorsilben trennbar (z.B. ab-, an-, aus-, bei- … abfahren, ankommen, aussteigen, beistehen … Der Zug fährt in drei Minuten ab.) und welche untrennbar (z.B. be-, emp-, ent-, er- … befragen, empfinden, entschließen, ertragen … Der Polizist befragt den Zeugen.) sind. Daneben gibt es eine Reihe von Verben, deren Vorsilben sowohl trennbar als auch untrennbar sind (z.B. umfahren, durchbrechen usw.). Diese Verbgruppe ist so interessant, dass ihr demnächst ein eigener Artikel hier im Wunderland Deutsch gewidmet werden soll.