Wortspielereien zu den letzten Dingen
Das Deutsche kennt unzählige bildhafte Ausdrücke zum Thema „sterben“. Im Folgenden findet sich eine Reihe von Wortspielereien, die sich mit den letzten Dingen verschiedener Berufsgruppen beschäftigen. Viel Spaß dabei!
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Der Gärtner beißt ins Gras.
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Der Kellner gibt den Löffel ab.
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Der Turner verreckt.
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Den Elektriker trifft der Schlag.
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Der Schaffner liegt in den letzten Zügen.
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Der Zahnarzt hinterlässt eine schmerzliche Lücke.
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Der Gemüsehändler schaut sich die Radieschen von unten an.
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Der Fechter springt über die Klinge.
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Die Putzfrau kehrt nie wieder.
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Der Anwalt steht vor dem Jüngsten Gericht.
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Der Autohändler kommt unter die Räder.
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Der Förster geht in die ewigen Jagdgründe ein.
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Der Rabbi geht über den Jordan.
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Der Optiker schließt für immer die Augen.
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Der Eremit wird heimgerufen.
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Der Tenor hört die Englein singen.
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Der Marathonläufer wird mit den Füßen zuerst herausgetragen.
Wahl zum österreichischen Wort des Jahres 2009
Die Wahl zum österreichischen Wort des Jahres ist eröffnet und bis 9. Dezember kann auf der Homepage der Grazer Universität http://www-oedt.kfunigraz.ac.at/oewort/ jeder mitwählen.
Zur Auswahl für das Wort des Jahres stehen „Alphamädchen“, "Audimaxismus", "Finanzkrise", "Kukidentpartei", "Kuschelkurs", "Problemguru", "Schweinegrippe", "Ungustlvermutung", "Virusferien" und "Zeitmillionär". Wie jedes Jahr hat man bereits bei der Shortlist zum Wort des Jahres eher das Gefühl, das Unwort zu wählen.
Ebenfalls wählbar sind er Ausspruch und der Unspruch wie auch das Unwort des Jahres. Hier stehen Wörter wie „erweiterter Suizid“ (war 2006 bereits in der Schweiz Unwort des Jahres), „Asylertrotzer“, „freiwilliger Gehaltsverzicht“ oder „Herkunftskriminalität“ zur Auswahl.
Atlas: Titan, Träger, Gebirge, Ozean, Kartenwerk
Der Titan Atlas, dessen Name „Träger, Dulder“ bedeutet, war in der antiken Mythologie dafür zuständig, das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern zu tragen.
Außerdem kommen ihm sprachlich noch weitere Aufgaben zu – kaum ein anderer Name aus der griechischen Mythologie wird so vielfältig verwendet:
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Gebirge in Nordwestafrika (dort soll Atlas versteinert worden sein!)
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Atlantischer Ozean/Atlantik: In der antiken Vorstellung war Atlas mit seiner Aufgabe im äußersten Westen der Welt „stationiert“, weswegen die Griechen das Meer an der Westküste Afrikas „atlantisches Meer“ nannten.
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Zuletzt steht sein Name für Kartenwerke der Geographie – zum ersten Mal verwendete ihn der Geograph Kremer 1595 für sein kartographisches Werk.
Kostbarkeiten der deutschen "Sommer-Lyrik"
Wenn glühende Hitzebälle über die Städte rollen, hilft nur noch die Flucht an den See oder in die wunderbare Welt der Poesie, die sich dem Sommer widmet.
Hier einige ausgesuchte Kostbarkeiten der deutschen „Sommer-Lyrik“:
Sommerabend (Rainer Maria Rilke)
Die große Sonne ist versprüht, der Sommerabend liegt im Fieber,
und seine heiße Wange glüht.
Jach seufzt er auf: „Ich möchte lieber ...“
Und wieder dann: „Ich bin so müd ...“
Die Büsche beten Litanein,
Glühwürmchen hangt, das regungslose,
dort wie ein ewiges Licht hinein;
und eine kliene weiße Rose
trägt einen roten Heiligenschein.
Gottfried Keller
Von heißer Lebenslust englüht,
Hab ich das Sommerland durchstreift;
Drob ist der Tag schön abgeblüht
Und zu der schönsten Nacht gereift.
Ich trete auf des Berges Rücken
Einsam ins offne Waldestor
Und beuge mich mit trunknen Blicken
Hoch in die stille Landschaft vor.
Sommerbild (Friedrich Hebbel)
Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,
Sie war, als ob sie bluten könne, rot;
Da sprach ich schaudernd im Vorübergehn:
So weit im Leben, ist zu nach am Tod!
Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,
Nur leise strich ein weißer Schmetterling;
Doch, ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag
Bewegte, sie empfand es und verging.
Online-Portal für Szenesprachen
Die Duden-Redaktion nimmt sich der Szene- und Jugendsprache an und wird ihr im Herbst ein Wörterbuch widmen. Für diesen Zweck wurde eine Webseite (http://szenesprachenwiki.de) präsentiert, auf der Jugendliche die Möglichkeit haben, Begriffe aus ihrer Lebensrealität eintragen zu können. Um zu überprüfen, ob es sich bei einem Eintrag um eine Spaßkonstruktion oder einen häufiger verwendeten Begriff handelt, behelfen sich die Redakteure mit der Suchmaschine Google.
Ein interessanter Aspekt der Webseite ist, dass hier jeder die Möglichkeit hat, seinen Lieblings-Neologismus einzutragen und somit sofort die Aufmerksamkeit der Duden-Redaktion genießt und vielleicht einen Beitrag zum gedruckten Wörterbuch leistet, das im September erscheint.
Beispiele aus der Szenesprache
Hier einige Beispiele von der Webseite:
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Das Präfix „ab-“ ist in der Szenesprache unglaublich produktiv: „abdancen“, „abflacken“, „abflaschen“, „abfratzen“, „abhorsten“, „abkumpeln“, „ablachsen“, „abloosen“, „abschimmeln“ usw.
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Viele leicht veränderte Anglizismen werden auf der Webseite angeführt: „batteln“, „nailen“, „Hater“, „copypasten“, „bouncen“, „rushen“ usw.
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Einige Kofferwörter sind ebenfalls zu finden: „Schwachfug“ (= Schwachsinn + Unfug), „Bankster“ (Banker + Gangster), „gruscheln“ (= grüßen + kuscheln), „chillaxen“ (= chillen + relaxen)
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Intertainment: sich durch das Internet unterhalten lassen
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rumoxidieren: untätig herumhängen
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Biobreak: WC-Pause während einer Besprechung
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Pennerkissen: längere Haare am Hinterkopf
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beratungsresistent: dickköpfig, stur, eigensinnig und dumm in einer einzigartigen Mischung
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Konterbier: Das Bier, das angeblich bei einem Kater den Normalzustand wieder herstellen soll.
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Backup-Kind: jedes Kind, das nach dem ersten Kind gezeugt wird
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beschlauen: sich mit einem Thema lernend näher befassen oder von jemandem belehrt werden.
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merkresistent: beschreibt eine Person, die offensichtliche Zusammenhänge nicht begreift (auch: Merkresistenz, merkbefreit)
Von der Gewalt einer Sprache
Seit letzter Woche ist die englische Sprache Wortmillionär: „Web 2.0“ ist das millionste englische Wort, das der „Global Language Monitor“ verzeichnet hat. Um registriert zu werden, muss ein Begriff 25.000 Mal gedruckt oder online Verwendung finden. Das 999.999 Wort war „Jai Ho“ (ein freudiger Ausruf; aus dem Hindi entlehnt und durch den Film „Slumdog Millionaire“ bekannt geworden), was gleichzeitig die Erklärung dafür liefert, warum der englische Wortschatz so deutlich größer ist als der anderer Sprachen.
Fremdes nicht abweisen
„Die Gewalt einer Sprache ist nicht,
dass sie das Fremde abweist,
sondern dass sie es verschlingt.“
(Johann Wolfgang von Goethe)
Die englische Sprache hat sich dieses Konzept zu eigen gemacht: sie holt sich unbekümmert aus anderen Sprachen, was sie gerade braucht. Sprachpurismus oder Bewegungen, die die Sprache von allen fremden Elementen reinigen wollen, gibt es im englischen im Gegensatz zum französischen oder deutschen Sprachraum nicht.
Alle 98 Minuten ein neues Wort
Das hat zur Folge, dass der englische Wortschatz wächst und wächst: alle 98 Minuten kommt ein neues Wort zum Wortschatz dazu, das sind 14 neue Wörter pro Tag! Dabei kommen Sprecher – egal welcher Sprache – mit etwa 15.000 Wörtern in der alltäglichen Kommunikation aus.
Umfang eines Wortschatzes
Den Wortschatz einer Sprache zu zählen ist – und das muss an dieser Stelle unbedingt festgehalten werden – ein schwieriges Unterfangen und hängt von vielen Faktoren ab. Dabei steht die Definition von „Wort“ an oberster Stelle, denn eine einheitliche Festlegung gibt es nicht. Ein weiterer Faktor sind die Fachwortschätze und ob sie in die Zählung einbezogen werden oder nicht. Ein mächtiges Werkzeug zur Wortbildung im Deutschen sind zudem die Komposita, bei denen ebenfalls nicht klar ist, inwieweit sie in solcherlei Zählungen aufgenommen werden.
zwitschern – tschurr zwi – zwigetschurn
In neuhochdeutscher Zeit bleibt die Gruppe der starken Verben nicht nur unproduktiv – sie geht sogar zurück. So ist zu beobachten, dass ehemals starke Verben in die Klasse der schwachen Verben oder Mischverben übergehen (z.B. backen: backte für buk; saugen: saugte für sog; fragen: fragte für frug; melken: melkte für molk). Es besteht aber kein Grund zur Sorge, dass die starken Verben ganz verschwinden könnten, da sie zentrale Bereiche unseres Wortschatzes abdecken. Und nicht zuletzt wacht auch die „Gesellschaft zur Stärkung der Verben“ über ihren Bestand.
Die Gesellschaft zur Stärkung der Verben Die Gesellschaft zur Stärkung der Verben versteht sich als „Anlaufstelle für schwache und geknochtene Verben aller Sprachen“ und stellt einen humorvollen Versuch dar, neue unregelmäßige Verben einzuführen. Der Kern ihrer Arbeit besteht darin, regelmäßige Verben kreativ zu stärken, wie die folgenden Beispiele demonstrieren sollen.
Infinitiv – Präteritum – Partizip
arbeiten – bitt ar – argebitten
baden – bud – gebaden
bügeln – bulg – gebulgen
donnern – durnn – gedurnnen
erklären – erklur – erkluren
hindern – harnd – gehornden
lächeln – lielch – gelilchen
melden – mald – gemolden
nähen – nand – genanden
nützen – nuß – genussen
parken – purk – gepurken
quasseln – quolß – gequolßen
tanzen – tunz - getunzen
umzingeln – umzalng – umzolngen
zwitschern – tschurr zwi – zwigetschurn
Tipps:
Werner König: „dtv-Atlas Deutsche Sprache“;
Helmut Glück/Wolfgang Sauer: „Gegenwartsdeutsch“;
http://verben.texttheater.de
„Ein Maitag ist ein kategorischer Imperativ der Freude." (Friedrich Hebbel)
„Wie herrlich leuchtet mir die Natur! Wie glänzt die Sonne! Wie lacht die Flur! Es dringen Blüten aus jedem Zweig und tausend Stimmen aus dem Gesträuch und Freud und Wonne aus jeder Brust. O Erd, o Sonne! O Glück, o Lust!“ Wie viele andere Dichter inspirierte der Wonnemonat Mai J. W. v. Goethe zu wunderbaren Gedichten.
Friedrich von Hagedorn erlebt die fröhlichsten Stunden im Mai:
„Der Nachtigall reizende Lieder
Ertönen und locken schon wieder
Die fröhlichsten Stunden ins Jahr.
Nun singet die steigende Lerche,
Nun klappern die reisenden Störche,
Nun schwatzet der gaukelnde Star.“
Und Friedrich Rückert formuliert es so:
„Ich hab in mich gesogen
Den Frühling treu und lieb,
Dass er, der Welt entflogen,
Hier in der Brust mir blieb.
Hier sind die blauen Lüfte,
Hier sind die grünen Aun,
Die Blumen hier, die Düfte,
Der blühnde Rosenzaun.“
Vom Beginn des trojanischen Krieges
Der trojanische Krieg wurde durch die erste überlieferte Miss-Wahl der Menschheitsgeschichte ausgelöst, bei der zwei der drei Teilnehmerinnen richtig schlechte Verliererinnen waren und sowohl der Siegerin als auch dem einzigen Jury-Mitglied grollten. Beim einzigen Jury-Mitglied handelte es sich um den jungen trojanischen Prinzen Paris und bei seiner Entscheidung um das legendäre „Paris-Urteil“. Dieses Urteil, das in unseren Wortschatz aufgenommen worden ist, wurde wegen eines Zankapfels im eigentlichen Sinn des Wortes nötig.
Heute gebrauchen wir den Ausdruck „der Zankapfel sein“ für einen Anlass zum Streit bzw. für den Gegenstand einer Auseinandersetzung. Im Mythos handelte es sich tatsächlich um einen Apfel: um einen goldenen Apfel mit der Aufschrift „Für die Schönste“, den Eris, die Göttin der Zwietracht, beleidigt unter die göttlichen Gäste einer Hochzeit warf, zu der sie (aus gutem Grund!) nicht eingeladen war. Die drei mächtigsten Göttinnen Hera, Athene und Aphrodite zankten sich um den Apfel und so kam es, dass Paris urteilen und den Zankapfel werfen musste – nicht ahnend, welche verheerenden Folgen sein Urteil haben würde.
Zwei interessante Details aus anderen Disziplinen:
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Der größte bekannte Zwergplanet, der 2005 entdeckt wurde und einen Streit über Plutos Status eines Planeten auslöste, wurde passenderweise „Eris“ genannt.
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Die Einbeere, lat. „Paris quadrifolia“, hat ihren Namen vom Paris-Urteil: ein Mensch (Paris), eine Blüte/eine Beere, wird von vier Gottheiten (Hermes, Hera, Athene, Aphrodite), von vier Blättern, umgeben.
Humorvolle Etappen der deutschen Sprachgeschichte
Der „Verein für Sichwichtigtun im Namen der Sprache Deutsch“, der auf seiner Homepage sarkastisch-humoristische Artikel zur deutschen Sprache und zum Sprachgebrauch präsentiert, widmet sich in einem umfangreichen Beitrag der deutschen Sprachgeschichte auf unkonventionelle Art. Dabei wird klar, dass die Bedeutung von Konrad Duden in „herkömmlichen“ Sprachgeschichten bislang unterbewertet und Karl-Heinrich Koma glatt vergessen wurden. Einige „Eckdaten“ dieser Sprachgeschichte sollen hier präsentiert werden.
1870 Konrad Duden erfindet die Sprache Deutsch. Einen ganzen Tag lang braucht er dafür, aber am Abend hat er es endlich geschafft - und kann noch vor 20 Uhr in sein Bettchen hüpfen und dann schlafen.
1874 In einer noch anderen Stadt wohnt Karl-Heinrich Koma. Er erfindet einen kleinen unscheinbaren Strich, den er einfach nur „das Koma” nennt. Weil er sich mit seinem kleinen Strich so wichtig macht, wird er von seinen Nachbarn böse ausgelacht - seine Familie hält jedoch zu ihm.
1876 Karl-Heinrich Koma stirbt. Nach seinem Tode führt seine Tochter Nadja das Lebenswerk ihres Vater's fort. Sie gründet das „Deutsche Koma-Institut” und entwickelt ein umfassendes REGELWERK für die Anwendung des Koma's, die so genannten „Koma-Regeln”.
1880 Zusammen mit dem Bernstein-Zimmer wird das Koma aus Deutschland geraubt und taucht 4 Jahre später in Russland als „Komma” wieder auf.
1884 Konrad Duden erkennt die Wichtigkeit von Punkt und Komma - und möchte beide in die Sprache Deutsch eingliedern. Den Punkt bekommt er von August Mackensen geschenkt, doch das Komma befindet sich noch immer im Besitz der Russen. Konrad Duden möchte den Russen deshalb das Komma abkaufen, doch die Russen möchten lieber tauschen. Sie erhalten im Tausch für das Komma einen Teil Nord-Amerika's, nämlich Alaska, welches sie 2 Jahre später - bei einem weiteren Tauschgeschäft - an die USA weitergeben.
1918 Deutschland beginnt und verliert den Ersten Weltkrieg, darf die Sprache Deutsch aber behalten.
1939 Der Zweite Weltkrieg hat begonnen. Fritz von Langenscheidt erobert mit einer Hand voll Soldaten Elsass-Lothringen und führt dort - gegen den Widerstand der französischen Bevölkerung - die Sprache Deutsch ein.
1945 Der Zweite Weltkrieg fordert viele Opfer. Zeitweise bricht die Versorgung der Soldaten mit Ausrufungs-Zeichen zusammen. Die ersatzweise verwendeten Frage-Zeichen führen zu Verwirrungen unter den deutschen Soldaten - und Deutschland verliert deshalb den Krieg.
Die gesamte „Geschichte der Sprache Deutsch" finden Sie unter http://www.sichwichtigtun.de
Christian Morgensterns Monatsnamen
Ein Jahr lang widmete sich das Wunderland Deutsch den deutschen Monatsnamen, ihrer Herkunft und ihren Varianten. Zum Ausklang dieser Reihe soll Christian Morgenstern zu Wort kommen, um uns zu erklären, „Wie sich das Galgenkind die Monatsnamen merkt“.
Jaguar
Zebra
Nerz
Mandrill
Maikäfer
Ponny
Muli
Auerochs
Wespenbär
Locktauber
Robbenbär
Zehenbär.
Literarisches zum Frühling
„Wollte man die Herrlichkeit des Frühlings und seiner Blüte nach dem wenigen Obst berechnen, das zuletzt noch von den Bäumen genommen wird, so würde man eine sehr unvollkommene Vorstellung jener lieben Jahreszeit haben“, hält J. W. v. Goethe in „Dichtung und Wahrheit“ fest. Und bei seinem Osterspaziergang legt er Faust folgende Worte in den Mund: „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden belebenden Blick.“
In seinen philosophischen Briefen hält F. Schiller fest: „Jeder kommende Frühling, der die Sprösslinge der Pflanzen aus dem Schoße der Erde treibt, gibt mir Erläuterungen über das bange Rätsel des Todes und widerlegt meine ängstliche Besorgtheit eines ewigen Schlafes.“
Ludwig Uhland formuliert es in „Frühlingsglaube“ folgendermaßen:
„Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiss der Qual!
Nun muss sich alles, alles wenden.“
Und das vielleicht berühmteste Gedicht über den Frühling stammt von Eduard Mörike:
„Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja Du bist 's!
Dich hab’ ich vernommen! “
Panischer Schrecken
„Panik“, „panischer Schrecken“, „in Panik geraten“, „jemanden in Panik versetzen“, „panische Angst“, „Panik erzeugen“ – all diese Redewendungen hängen mit dem griechischen Gott Pan, dem Erfinder der Panflöte, zusammen.
Das Substantiv „Panik“ wurde erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts von der französischen Bildung „panique“ entlehnt, das auf das lateinische „panicus“ und das griechische „panikòs“ (= dem Pan eigen, von Pan ausgehend) zurückgeht. „Panik“ bezeichnet eine plötzlich auftretende, oft grundlose Furcht, in die Menschen durchaus auch bewusst versetzt werden können.
Die Bedeutung kann wie das Wort selbst auf die antike Mythologie zurückgeführt werden: Der Gott Pan wurde stets als Walddämon mit Hörnern und Bocksfüßen dargestellt und beeinflusste damit die christlichen Teufelsvorstellungen. In der Antike hielt man seine plötzliche und unsichtbare Nähe für den Grund von unerklärlichem Fluchtverhalten bei Mensch und Tier. Zudem wird ihm nachgesagt, dass er nicht selten den Ausgang eines Krieges beeinflusste, indem er in Kriegslagern Panik auslöste.
Es hat sich längst nicht ausgebraust!
„Schick mir dafür den ,Doktor Faust' / sobald Dein Kopf ihn ausgebraust!“ schrieb Friedrich Wilhelm Gotter im Sommer des Jahres 1773 an den jungen Goethe, nicht ahnend, dass es noch dreiunddreißig Jahre im Freundesschädel brausen würde, bevor der Tragödie erster Teil endlich fertiggestellt war. Ein weiteres Vierteljahrhundert später war das Faustbrausen wieder so stark, dass Goethe im Tagebuch festhalten konnte: „den Hauptzweck verfolgt“; „im Hauptgeschäft vorgerückt“; „am Hauptgeschäft fortgefahren“.
Ein wunderbarer Artikel über die Entstehung von Johann W. v. Goethes berühmtestem Werk, „Faust“ fand sich letztes Jahr vor Ostern in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Bald kommt wieder Ostern und somit auch die „Faustzeit“ – es möge heftig brausen!
Selbstbetrachtung für mehr Lebensfreude
Und woher Goethe seine Lebensfreude bezog, wird ebenfalls beschrieben. Das Konzept würde sich gut zur Modellbildung eignen:
Goethe, dem aufmerksame Selbstbetrachtung keinen geringen Teil seiner Lebensfreude spendete, hat den eigenen Schaffensprozess immer wieder kommentiert - Homer hätte sich ein Beispiel daran nehmen sollen. So schrieb der Achtzigjährige, dem die Sorge um den noch immer unausgeführten vierten Akt zu schaffen machte, er habe sich das Manuskript binden lassen, damit ihm die „sinnliche Masse“ vor Augen stehe. Die Leerstelle des vierten Akts hat er einfach mit weißem Papier ausgefüllt, also das Nichts, das Ungeschaffene, greifbar gemacht. Es liege, schrieb der geniale Selbstmotivator, in „solchen sinnlichen Dingen mehr, als man denkt, und man muss dem Geistigen mit allerlei Künsten zu Hilfe kommen“.
Sind Sie Trojaner und haben Sie Griechen zu Besuch? – Hoffentlich nicht!
Es gibt eine ganze Reihe von Wörtern und Redewendungen, die ihren Weg aus der antiken Mythologie in unseren modernen Wortschatz gefunden haben. Ausdrücke wie „Ödipuskomplex“, „Achillesferse“ oder „trojanisches Pferd“ sind die berühmtesten Vertreter aus dieser Gruppe. Letzteres wird in Bezug auf besonders tückische Computerviren häufig mit „Trojaner“ abgekürzt, was eine äußerst ungelungene Verkürzung darstellt: Die Trojaner waren schließlich die Leidtragendenden des Pferdes, in dem die Griechen bis zu den Zähnen bewaffnet saßen. Somit könnte man sich selbst als Trojaner bezeichnen, wenn man Opfer eines solchen Computervirus wird. Und wenn jener schon eine Abkürzung braucht, scheint wohl „Grieche“ am geeignetsten. Der trojanische Krieg führt uns auch schon zum nächsten gebräuchlichen Ausdruck, den die griechische Mythologie geprägt hat, zum Danaergeschenk.
Danaergeschenke
„Quidquid id est, timeo Danaos et dona ferentes“, ruft der Priester Laokoon, bevor Poseidons Schlangen ihn und seine Söhne töten: „Was es auch sei, ich fürchte die Danaer (= die Griechen), selbst wenn sie Geschenke bringen!“ Laokoon meinte mit dem Geschenk der Danaer das hölzerne Pferd, das die Griechen nach ihrem vermeintlichen Abzug vor den Mauern Trojas zurückgelassen hatten. Die Trojaner brachten das Pferd entgegen der Empfehlungen von Laokoon und der Königstochter Kassandra in die Stadt und besiegelten damit ihren Untergang.
Kassandrarufe
Damit sind wir bei den Kassandrarufen angelangt. Kassandra spielt eine tragische Rolle im Mythos um den Fall der Stadt Troja. Sie war vom Gott Apollon in der Kunst der Weissagung geschult und später dazu verdammt worden, die Zukunft immer richtig zu prophezeien und doch nie Gehör zu finden und das kommende Unheil nicht abwenden zu können. Und genau diese Bedeutung haben die Kassandrarufe noch heute: sie meinen eine zutreffende, aber vergebliche Warnung vor drohender Gefahr.
Wie der trojanische Krieg begann und welche sprachlichen Zeugen daraus die Zeit überdauerten, können Sie bald im Wunderland Deutsch nachlesen.
Die neue Reihe im Wunderland Deutsch
Mit dem März-Artikel endete die zwölfteilige Reihe des Wunderlandes Deutsch über die deutschen Monatsnamen und deren Herkunft und Vorfahren.
Aus diesem Grund wird eine neue Rubrik ins Leben gerufen: „Mythos und Sprache“.
Sie widmet sich den Wörtern und Redewendungen, die die Zeit überdauerten und ihren Weg aus der antiken Mythologie in unseren modernen Sprachgebrauch fanden.
Mit „Achillesferse“, „Argusaugen“, „Sirenen“ und „Fass ohne Boden“ seien nur einige wenige erwähnt - genaueres folgt in den einzelnen Artikeln.
Der Monat des Kriegsgottes
Unser dritter Monat ist dem römischen Kriegsgott Mars geweiht und ist vom lat. (mensis) Martius entlehnt. Im altrömischen Kalender war der März ursprünglich der erste Monat, woraus sich auch die Namen der Monate September (lat. septem = sieben) bis Dezember (lat. decem = zehn) ableiten.
Die lateinische Bezeichnung des dritten Monats löste die alten deutschen Namen Lenzing bzw. Lenzmond ab. Das Wort „Lenz“ steht in enger verwandtschaftlicher Beziehung zum Adjektiv „lang“ und nimmt damit auf die länger werdenden Tage Bezug.
Von Sprachtod und Linguizid
Jeder kennt die „berühmtesten“ toten Sprachen Latein und Altgriechisch. Die deutsche Sprache zählt – obwohl manche Deutschlerner derselben Ansicht wie Mark Twain sein mögen, dass „man sie sanft und ehrerbietig bei den toten Sprachen absetzen [müsste], denn nur die Toten haben die Zeit, sie zu lernen“ – natürlich nicht dazu, denn sie hat fast 100 Millionen Muttersprachler, die sie aktiv gebrauchen.
Sprachtod tritt dann ein, wenn eine Sprache keine Muttersprachler mehr hat. Ab diesem Zeitpunkt hört sie auf, sich natürlich weiterzuentwickeln und wird starr. Nachdem eine Sprache gestorben ist, muss das nicht bedeuten, dass sie nicht mehr verstanden wird. Im Falle der oben erwähnten Sprachen (Latein und Altgriechisch) gibt es sogar viele Menschen, die sie verstehen. Da aber niemand sie als Muttersprache spricht, gelten sie trotzdem als tot.
Reinkarnation von Sprachen
Beim Tod von Sprachen unterscheidet man zwischen zwei Arten:
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Die tote Sprache lebt in aus ihr entstandenen Sprachen weiter, wie es bei Latein der Fall ist, das in den romanischen Sprachen weiter existiert.
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Die Sprache stirbt ohne „Erben“, d.h. ohne Sprachen, die aus ihr entstanden wären.
Mord oder natürlicher Tod?
Ein natürlicher Sprachtod vollzieht sich über einen langen Zeitraum und ohne fördernde Maßnahmen. Im Gegensatz dazu steht der „Sprachmord“ (Linguizid), bei dem, wie es der Begriff impliziert, die Sprache nicht auf natürlichem Weg verschwindet. Hierfür gibt es einige „bewährte“ Methoden, wie die Geschichte zeigt, die vor allem nach Eroberungen und Machtwechsel angewendet wurden:
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Erklärung einer anderen Sprache zur ersten Amtssprache
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Förderung der Einwanderung in eroberte bzw. übernommene Gebiete, um die Muttersprachler zur Minderheit im eigenen Land zu machen
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institutionalisierte Trennung der Kinder von ihren Eltern, um sie anderssprachig zu erziehen
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Zurückdrängung des Gebrauchs der einheimischen Sprache
Fragen mit Sprachwitz, Teil 2
Wir hatten schon die Frage, ob es bedenklich ist, wenn ein Goethe-Denkmal durch die Bäume schillert. Nun gibt’s weitere Fragen mit Sprachwitz.
Dank an Christine!
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Dürfen sich Bahnhofsvorsteher gelegentlich auch hinter dem Bahnhof aufhalten?
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Warum haben alleinstehende Ziegen keinen Bock ?
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Warum hat die Autoindustrie lediglich Zwei- und Viertürer hervorgebracht, die Religionen hingegen auch Märtyrer?
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Können sich Seiltänzer einen Seitensprung leisten?
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Wussten Sie, dass ein Bärtiger ein Typ mit Bart ist und nicht eine Kreuzung zweier Raubtiere ist?
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Warum tragen Rocksänger meist Hosen?
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Darf man mit einem Kugelschreiber auch auf einem Würfel schreiben?
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Wussten Sie, dass mit Bauernkriegen keineswegs der Geburtsvorgang auf dem Land gemeint ist?
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Rentiert sich der Schlitten vom Weihnachtsmann?
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Wo bekommt man die Getränke, die im Wald die Tannen zapfen?
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Leiden Bäcker unter Abschiedsschmerzen, wenn sie jeden Morgen den Hefeteig gehen lassen müssen?
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Kann einem überhaupt etwas passieren, wenn am Auto die Bremsen versagen, man aber einen Anhalter im Wagen hat?
Monat der Reinigung
Der Name des kürzesten Monats des Jahres stammt von lat. (mensis) Februarius (lat. „februare“ = „reinigen“). Der Name „Reinigungsmonat“ erklärt sich durch die Sühne- und Reinigungsriten, die die Römer in diesem Monat durchführten (nach dem altrömischen Kalender war der Februar der letzte Monat des Jahres).
Unser Name für den zweiten Monat trat ab dem 15. Jahrhundert als Konkurrenz zum deutschen Namen „Hornung“ auf, der heute noch in einigen Gebieten verwendet wird. Wahrscheinlich stammt der Name von einer Abstraktbildung zu „Horn“ und ist wohl als Sammlung von Geweih- und Gehörnstangen zu verstehen, die das Rotwild im Februar abwirft.